Kennst du Timothy Gallwey? Er ist ein Pionier auf dem Gebiet Coaching. Er schrieb u.a. das Buch „The Inner Game of Tennis“, wo er die Bedeutung des mentalen Zustands für die Leistungsfähigkeit erläutert. Denn es gibt immer zwei Spiele: das innere Spiel (Inner Game) und das äußere Spiel (Outer Game). Auf einer Seite hast du mit äußeren Faktoren wie anderen Menschen oder Herausforderungen im Alltag klarzukommen. Auf der anderen Seite musst du das Spiel in deinem Kopf meistern. Du musst Herr über deine Gedanken werden und Ängste, Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Zweifel oder Stress ablegen. Gewinne erst das innere Spiel, um das äußere Spiel zu gewinnen. Und das kannst du vom Spielfeld aus auf jegliche Situationen in deinem Alltag übertragen.

Er erklärt, dass unser innerer Dialog und unsere Selbstwahrnehmung oft größere Hindernisse darstellen als äußere Faktoren. Und was hat das nun mit Coaching zu tun? Gallwey betonte die Rolle des Coaches als jemanden, der den Klienten dabei hilft, diese internen Barrieren zu überwinden, indem er ihn dazu ermutigt, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und Selbstzweifel zu überwinden. Coaching bedeutet nicht, dass man jemanden trainiert oder mit ihm eine Sache übt. Es dient dazu jemandem mehr Perspektiven zu geben, wodurch er besser entscheiden kann und in die Handlung kommt.

Steve Jobs sagte einmal: „Die besten Führungskräfte haben die besten Coaches. Nicht nur Sportler haben Coaches. Denn man kann nicht sehen, was man selbst nicht sehen kann.“ Diese Aussage unterstreicht die Notwendigkeit, sich ständig weiterzuentwickeln und anzupassen, um persönliche und berufliche Ziele zu erreichen. Und es ist nun einmal so, dass man selbst nicht immer alleine das innere und äußere Spiel meistert.

Wie meisterst du das innere Spiel?

Das Innere Spiel hat mehrere Dimensionen:

  1. Selbst 1 vs. Selbst 2: Gallwey unterscheidet zwischen zwei „Selbst“ in jedem Spieler. Selbst 1 ist der kritische Verstand, der ständig Urteile fällt, analysiert und kritisiert. Selbst 2 ist das intuitive Selbst, das im Fluss ist und unbewusst die richtigen Aktionen ausführt. Das Ziel ist es, Selbst 1 zu beruhigen und Selbst 2 zu stärken.
    Du kannst es dir so vorstellen: dein Selbst 2 braucht nicht darüber nachdenken eine Sache zu tun, die es kann. Das Selbst 1 jedoch ist die Stimme in deinem Kopf, die unsicher ist und dich dementsprechend auch daran hindern kann dein volles Potential auszuschöpfen.
  2. Fokus und Aufmerksamkeit: Ein Schlüsselkonzept im Inneren Spiel ist die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu lenken und Ablenkungen zu minimieren. Dies wird als Zustand des „Flow“ bezeichnet, in dem Spieler in ihrem besten Zustand spielen.
    Kennst du Momente, in denen du die Zeit völlig vergisst? Das ist Flow!
  3. Bewusstheit ohne Urteil: Du musst lernen deine Handlungen und Gedanken ohne Urteil zu beobachten. Anstatt dich selbst zu kritisieren, wenn du einen Fehler gemacht hast, erkenne die Situation und konzentriere dich darauf, daraus zu lernen.
  4. Zielgerichtete Konzentration: Anstatt sich auf das Gewinnen oder Verlieren zu konzentrieren, solltest du deine Aufmerksamkeit auf konkrete Ziele lenken. Das kann sein, dass du dich auf Routinen, Aufgaben, Techniken & Bewegungen (bspw. beim Sport) oder deine Strategie konzentrierst.
  5. Selbstvertrauen und Glaube an die Fähigkeiten: Und letztendlich ist das Wichtigste, dass du Selbstvertrauen und Glauben an deine eigenen Fähigkeiten hast. Wenn du es lernst dir selbst zu vertrauen und dich auf deine Fähigkeiten zu konzentrieren, wirst du dich nicht von Zweifeln und Ängsten überwältigen lassen.

Wenn du das innere Spiel verstehst und beherrschst, wirst du nicht nur deine Performance im Alltag verbessern, sondern auch wichtige Prinzipien für das Leben im Allgemeinen erlernen. Es geht darum, sich auf den Prozess des Lernens und der Verbesserung zu konzentrieren, anstatt sich von externen Ergebnissen ablenken zu lassen. Denn manche Dinge kannst du nicht kontrollieren.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Viktor Frankl:

„Alles kann einem genommen werden, aber die letzte der menschlichen Freiheiten – die Freiheit, die Einstellung in einer gegebenen Umgebung zu wählen, sich selbst zu wählen, wie man zu den Herausforderungen des Lebens stehen will – kann nicht genommen werden.“

Diese Worte unterstreichen, dass selbst in den schwierigsten und extremsten Situationen, wie sie beispielsweise in einem Konzentrationslager erlebt wurden (Frankl selbst überlebte mehrere Lager während des Holocaust), wir immer noch die Freiheit haben, unsere Einstellung zu wählen.

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