Das war das härteste, was ich je gemacht habe: Aufstieg zum Kilimanjaro in Tansania (Machame Route)


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Ich habe den Kilimanjaro, der höchste Berg Afrikas, mit meiner Frau bestiegen. Eine Erfahrung, die tatsächlich einmalig ist und mich völlig an meine persönlichen Grenzen gebracht hat. Jährlich versuchen es etwa 50.000 Menschen. Davon schaffen es etwa 70%, was eine durchaus hohe Erfolgsquote ist. Unter dem Aspekt habe ich gedacht, dass es leichter wird. Ich habe eine sehr gute Fitness, mache durchschnittlich zwischen 5h und 7h Sport in der Woche und bin völlig gesund. Dabei musste ich feststellen, dass das nicht ganz gereicht hat. In diesem Blog möchte ich dir meine Erfahrungen schildern. Und falls du selbst mit dem Gedanken spielst den Gipfel Afrikas zu besteigen, solltest du definitiv diesen Artikel lesen.

Wieso ausgerechnet der Kilimanjaro?

Der Kilimanjaro. Schon seit vielen Jahren stand dieser legendäre Berg auf meiner Liste. Berge symbolisieren für mich nicht nur eine Herausforderung, sondern auch die Möglichkeit, über meine Grenzen hinauszuwachsen. Meine Definition eines erfolgreichen Lebens ist es sein eigenes Potenzial zu verwirklichen. Denn ich glaube fest, dass viele Menschen ihr eigenes Potenzial nur zu einem Bruchteil ausreizen. Schlicht, weil sie sich nicht mehr zutrauen. Und was hilft am besten hierbei? Seine eigenen Grenzen austesten.
Innerhalb der letzten 9 Monate hat sich einiges in meinem Leben getan, vor allem unternehmerisch. Wo ich früher mir nie die Zeit hätte einräumen können, habe ich nun die Möglichkeit gehabt. Ich arbeite zwar immer noch viel, doch deutlich entspannter und freier. Als sich nun die Gelegenheit ergab, diesen Traum zu verwirklichen, war klar: Wenn ich es nicht jetzt mache, dann wird es nie etwas. Ursprünglich war mein Plan es ganz alleine zu machen, doch zu meiner Überraschung meinte meine Frau, dass Sie gerne mitgehen würde. Zu diesem Zeitpunkt hat Sie die Herausforderung, genau wie ich, noch etwas unterschätzt. Am Ende war es jedoch ein Erlebnis, was uns noch viel mehr zusammengeschweißt hat. Ein gemeinsamer Strandurlaub auf den Malediven ist wundervoll. So ein Abenteuer schafft jedoch eine viel, viel tiefere Bindung. Wer die Gelegenheit hat, sollte es unbedingt mit seinem Partner tun. So ein Abenteuer ist das beste Paar-Erlebnis. Es war also klar: Wir würden uns gemeinsam der Herausforderung stellen – auf der Machame Route, auch bekannt als die „Whiskey Route“.

Tag 1 – Der Beginn des Abenteuers

Wir starteten voller Energie und Vorfreude in Moshi. Der erste Tag führte uns durch den dichten Regenwald. Die Geräusche der Natur und die angenehme Luft machten den Beginn der Wanderung beinahe idyllisch. Es war steil, doch war die Strecke gut zu bewältigen. Wir kamen im ersten Camp an – dem Machame Camp bei etwa 2850m. Kurze Pause, ein unglaublich leckeres Abendessen (wie alle Mahlzeiten – es gab jeden Tag ein Festessen. Und das alles mit 2 Gaskochern zubereitet ohne eine Küche) und die erste Nacht im Zelt folgte.

Tag 2 – Der Weg wird steiler

Die erste Nacht im Zelt war okay. Es war kühl, doch waren wir warm angezogen. Wir frühstückten und dann ging es um 8 Uhr los. Am zweiten Tag änderte sich die Landschaft merklich. Wir verließen den dichten Wald. Es war karg und felsig. Die Strecke wurde steiler, und der Aufstieg forderte mehr Kraft und Ausdauer. Am Ende kamen wir beim Shira Camp auf 3750m an. Wir spürten zwar schon die Höhe, aber noch fühlte es sich machbar an. Dafür war die Aussicht auf den Sonnenuntergang unglaublich. Die Natur ist so wunderschön. Wir waren den Wolken nahe und genossen den zweiten Abend. Die zweite Nacht im Zelt war bereits kälter. Umso höher wir kamen, umso kühler wurde es.

Tag 3 – Die ersten Anzeichen der Höhenkrankheit

Ab Tag 3 wurde es ernst. Wir sind erst zum Lava Tower auf 4600m Höhe gestiegen, um dann wieder abzusteigen zum Baranco Camp. Wir schliefen dort dann auf 3900m Höhe und ich begann die ersten Symptome der Höhenkrankheit zu spüren. Kopfschmerzen setzten ein und jeder Schritt fühlte sich doppelt so anstrengend an. Ich probierte alle drei Kopfschmerztabletten, die ich dabei hatte, aus: Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen. Keine wirkte so richtig. Der Mangel an Sauerstoff war spürbar, und erste Zweifel kamen auf: Ich fragte mich, ob ich es wirklich bis zum Gipfel schaffen würde. Die Sauerstoffsättigung im Blut, die wir jeden Tag gemessen haben, bewegte sich im Bereich 78-80%. Meine Uhr bestätigte es.

Tag 4 – Kämpfen gegen den eigenen Körper

Die nächsten Tage wurden immer härter. Nach Rücksprache mit unserem Guide gab er mir Diamax, ein Mittel gegen Höhenkrankheit. Das machte es ein wenig besser, da so die Kopfschmerzen besser wurden. An diesem Tag kam die berühmt-berüchtigte Baranco Wall – ein steiler Felshang. Doch auch diesen meisterten wir. Ich habe mich derweil übergeben und an Essen war nicht mehr zu denken. Das Trinken fiel mir zunehmend schwerer und ich versuche viel Tee mit Zucker zu mir zu nehmen. Jeder Schritt fühlte sich wie ein Kampf gegen meinen eigenen Körper an. Die Höhenkrankheit machte mir zu schaffen. Dilan kämpfte auch allmählich, kam jedoch etwas besser mit der Höhe zurecht. Auch wenn sie ebenso mit Kopfschmerzen zu kämpfen hatte. Wir haben uns gegenseitig motiviert, auch wenn es uns beiden schwerfiel. Am Ende des Tages kamen wir jedoch beim Barafu Camp an. Wir waren bei 4650m. Es war kalt und grau, als wir ankamen. Gleichzeitig wussten wir, dass die Nacht sehr kurz werden wird. Es war Gipfeltag. Das bedeutete, dass wir um 18 Uhr zu Abend gegessen haben und um 19 Uhr schlafen gegangen sind. Denn die Nacht wurde kurz: Um 23 Uhr wurden wir geweckt, um pünktlich um 00:00 Uhr Richtung Gipfel zu starten. Meine Sauerstoffsättigung lag nach dem Abendessen bei 54%. Ich habe nicht damit gerechnet den Gipfel zu erreichen. Unter 50% wird es kritisch und unser Guide hätte mich nicht weiter steigen lassen. Ich habe nichts gegessen. Beim Abendessen habe ich dann versucht zumindest eine kleine Portion Spaghetti zu essen. Diese landete kurze Zeit später im Vorzelt. Schlechte Bedingungen.

Tag 5 – Gipfeltag

Am fünften Tag war es endlich soweit – es war Gipfeltag. Beim Aufstehen lag meine Sauerstoffsättigung erfreulicherweise etwas höher: bei 65%. Es ging mir minimal besser, doch weit entfernt von gut. Ich persönlich habe mir gesagt, dass ich es zumindest versuche. Wenn ich nach zwei Stunden umkehren muss, dann kehre ich halt um. Wer es nicht versucht, wird nie wissen, ob er es geschafft hätte. Gesagt, getan: Wir starteten früh, noch in völliger Dunkelheit. Es war eisig kalt, und der Wind pfiff uns um die Ohren. Unsere Gruppe trennte sich nach kurzer Zeit: Dilan und ich liefen etwas langsamer. Doch: Wir liefen! Schritt für Schritt kämpften wir uns weiter nach oben. Die letzten Meter waren die härtesten, die ich je gegangen bin. Mein Körper wollte nicht mehr. Ich habe jedoch hier eine Sache gelernt: Der Wille ist alles! Wahre Meisterschaft erreicht nur derjenige, der seinen Geist beherrscht. Der Körper ist zu mehr in der Lage, als wir es glauben. Viel zu oft scheitert es nicht an den körperlichen Voraussetzungen, sondern an der mentalen Stärke!
Die Sonne ging auf: Es war der wundervollste Sonnenaufgang, den ich jemals gesehen habe. Es motivierte und gleichzeitig wusste ich: Es kann nicht mehr weit sein! Gegen 7.30 Uhr sind wir am Stella Point angekommen – wir waren dort bereits bei 5700m. Gleichzeitig war die Spitze, der Uhuru Peak, nur noch etwa 1h entfernt. Die Spitze war greifbar. Und all das mit meiner Frau zu teilen, hat mich zusätzlich motiviert und mich durchhalten lassen.

Der schönste Sonnenaufgang, den ich jemals erlebt habe

Ankunft am Uhuru Peak

Als wir schließlich den Uhuru Peak erreichten, war es ein überwältigendes Gefühl. Wir konnten kaum fassen, dass wir es geschafft hatten. Die Anstrengungen, die Schmerzen – all das war in diesem Moment vergessen. Es war der härteste, aber zugleich auch einer der schönsten Momente unseres Lebens. Danach ging es wieder runter. Der Abstieg war jedoch keineswegs entspannter. Es ging erst zurück zum Barafu Camp, Sachen packen und dann noch zurück zum High Camp auf 3950m. Insgesamt waren wir 15h unterwegs. Der Gedanke, dass wir bald wieder im Hotel waren, motivierte.

Tag 6: Abstieg und ein Gefühl von Stolz und Erleichterung

Am letzten Tag ging es dann nur noch bergab. Wir sind 4 Stunden abgestiegen und waren allesamt froh, als wir gegen 12.30 Uhr am Gate ankamen. Es gab erst einmal eine Cola (mit Zucker) und ein Kilimanjaro Beer. Mit dem Auto ging es dann zurück zum Hotel. Erst einmal duschen, essen und ausruhen. Am nächsten Tag ging es jedoch früh los auf Safari…

Unsere komplette Gruppe (bis auf 2-3 Leute)

Rückblick

Der Aufstieg zum Kilimanjaro über die Machame Route war zweifellos die größte körperliche und mentale Herausforderung, der ich mich jemals gestellt habe. Die Höhenkrankheit, die Kälte und die Erschöpfung haben mich an meine Grenzen gebracht. Habe ich damit gerechnet? Keineswegs. Tatsächlich habe ich zwar Respekt vor der Höhenkrankheit gehabt, doch nicht damit gerechnet, dass es mich so stark erwischt. Alles in allem habe ich hier meine eigenen Grenzen verschoben. Was diese Erfahrung jedoch so besonders machte, war die Tatsache, dass ich sie mit meiner Frau teilen konnte. Gemeinsam haben wir uns durch die schwierigen Momente gekämpft und den Gipfel erreicht – und das hat uns beide verändert.

Dieser Aufstieg hat mir gezeigt, dass die größten Erfolge oft aus den härtesten Herausforderungen entstehen. Für mich bedeutet der Kilimanjaro nicht nur den höchsten Berg Afrikas bestiegen zu haben, sondern er ist für mich ein Symbol für das Überwinden von Grenzen.

What‘s next?

Manche in meinem Bekanntenkreis haben schon spekuliert, dass ich nun noch weitere Berge erklimme: Tatsächlich reizt mich das nicht. Es war toll, doch reizen mich andere Reisen mehr. Nichts desto trotz ist dieses Abenteuer etwas, was ich jedem empfehlen kann. Es muss nicht unbedingt der Kilimanjaro sein, doch über mehrere Tage einen Berg zu besteigen, ist unglaublich. Die Ruhe, die Natur und der Kampf gegen sich selbst bringen Klarheit und auch ein tiefes Urvertrauen.

Und wenn du mehr darüber erfahren willst oder spezielle Fragen dazu hast, lasse es mich gerne wissen. Schreibe mir gerne bei Instagram https://www.instagram.com/saschamoessinger/ oder per Mail an sascha@sascha-moessinger.de

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