Stellst du dir die richtigen Fragen?
Es gibt etwas, was ich in den letzten Jahren gelernt habe: mehr Fragen stellen. Als Kind ist es für uns beinahe selbstverständlich ständig Fragen zu stellen. Erinnere dich mal an deine Zeit als Kind zurück: war es nicht so, dass du deine Eltern alles mögliche gefragt hast in der Hoffnung, dass du eine Antwort bekommst? Umso älter wir werden, umso eher akzeptieren wir Dinge einfach „so wie sie sind“. Es wird nicht hinterfragt. Dabei führen wir permanent Selbstgespräche und stellen uns selbst Fragen. Fragen haben immer eines zum Zweck: sie regen zum Nachdenken an.
Hast du schon einmal gehört, dass man effektiver durch Fragen lernt als durch einfache Antworten? Damit ist gemeint, dass dein Gehirn sich intensiver mit einer Thematik auseinandersetzt und auf der Suche nach einer Lösung ist, wenn eine Frage im Raum steht. Eine Frage fordert dein Gehirn einfach stärker als lediglich ständig eine Antwort präsentiert zu bekommen.
Erinnere dich zurück: wie groß war der Lerneffekt, wenn du vor einer scheinbar unlösbaren Frage gestanden bist und diese völlig alleine lösen musstest? Du warst dazu gezwungen dich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen, wodurch du auch dein Gehirn viel stärker verwenden musstest. Ergo: du hast etwas gelernt und verinnerlicht.
Welche Fragen stellst du dir?
Ich habe bereits gesagt, dass wir permanent Selbstgespräche führen. Vielleicht wirst du jetzt sagen: „Das ist Quatsch. Ich rede doch nicht mit mir selbst.“. Warte: Selbstgespräche sind völlig normal. Damit ist nicht gemeint, dass du laut mit dir redest, sondern im Kopf einen inneren Monolog führst. Du führst ein Selbstgespräch nur in deinen Gedanken. Du wägst Dinge ab und überlegst, was du als nächstes sagen möchtest. In meiner Welt ist dies bereits ein Selbstgespräch. Du stellst dir vielleicht die Frage: „Soll ich das Stück Kuchen essen oder lieber nicht?“ Dabei machst du in deinem Kopf innerhalb von Sekunden eine Pro-Kontra-Liste und entscheidest dich. Bildlich kannst du es dir so vorstellen, dass ein Männchen in deinem Gehirn ins Archiv läuft und nach der Antwort sucht. Manchmal findet es auch nichts und muss dann auf andere Quellen zurückgreifen. Bei der Frage, ob du das Stück Kuchen nun essen sollst oder nicht, kommen dir auch verschiedene Gedanken. Vielleicht kommen dir auch die Worte deiner Oma in den Sinn: „Ess‘ mein Kind, du musst groß und stark werden“. Übrigens können durch solche Sätze auch Glaubenssätze entstehen, welche dich langfristig begleiten…
Zurück zu den Fragen. Dabei ist eines entscheidend: welche inneren Monologe führst du mit dir selbst? Bedenke bitte, dass alles, was du in deinem Leben hast, auch davon abhängt, welche Fragen du dir stellst. Dein Gehirn sucht nämlich immer nach Antworten darauf.
Die Macht der Fragen
Wir haben damals über Geld gesprochen. Und bei diesem Thema haben wir auch darüber gesprochen, wieso manche Menschen es schaffen finanziell wohlhabend zu werden und manche nicht. Mein Mentor hat mir dabei etwas gesagt, was ich mir gemerkt habe: „Frage dich nicht, OB du dir das leisten kannst, sondern WIE! Das gibt dir eine völlig andere Antwort. Auf einmal siehst du Wege, die du vorher gar nicht erkennst.“ Und es hat für mich Sinn gemacht: wenn ich mir lediglich die Frage stelle, ob ich mir eine bestimmte Sache leisten kann, dann wird mein Gehirn mir folgende Antwort geben: „Nein, so viel Geld ist nicht verfügbar. Du kannst es dir nicht leisten.“ Wenn ich hingegen die Frage anders formuliere, bekomme ich eine andere Antwort, die zielführender ist. „Wie kann ich das mir leisten?“ aktiviert gänzlich andere Areale in meinem Gehirn. Mein Gehirn wird nun Möglichkeiten suchen und finden, wie ich bspw. mein Einkommen erhöhe. Oder es empfiehlt mir mehr Geld zu sparen (und vielleicht auf manche Dinge zu verzichten).
Neurolinguistisches Programmieren: das Meta-Modell der Sprache
Intensiver habe ich mich dann durch das NLP mit der Macht der Fragen beschäftigt. Im NLP helfen Fragen dabei mentale Sackgassen verlassen zu können. Du hast hier verschiedene Techniken, um Dinge zu hinterfragen und somit bei Gesprächen mehr Informationen zu erhalten. Und hierbei gilt der Grundsatz: umso mehr Infos, umso bessere Entscheidungen kannst du treffen. Dazu hilft u.a. das Meta-Modell der Sprache. Das Meta-Modell der Sprache hilft uns nötige Informationen durch gezielte Fragen zu erfahren. Dabei ist es normal, dass wir Menschen in unserer Kommunikation Informationen weglassen (Tilgung), verallgemeinern (Generalisierung) oder auch verzerrt (Verzerrung).
Ebenso gibt es im Coaching-Bereich systemische Fragen. Diese helfen dabei dir selbst bessere Fragen stellen zu können und auch deinem Gegenüber bessere Fragen zu stellen. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn eine Situation sich festgefahren hat und man einen kleinen Konflikt auflösen möchte. Genauso kann es jemandem anderen helfen einen Lösungsweg selbst zu finden.
Vertrieb und Coaching
Eine der wichtigsten Dinge, die ein guter Verkäufer oder Coach tut, ist es Fragen zu stellen. Gerne nehme ich hier mein persönlichen Favoriten: ein Verkaufsgespräch im Fitnessstudio. Ein Interessent kommt ins Studio und möchte ein Probetraining absolvieren. Ein guter Trainer wird hierbei als erstes Fragen stellen, um den Beweggrund des Besuchs zu erfahren. Das hilft ihm auch dabei herauszufinden, ob ein Probetraining überhaupt zielführend ist. Unter uns: jemand, der das erste Mal in einem Fitnessstudio trainiert, kann nichts mit einem Probetraining anfangen. Es wäre vielmehr fahrlässig einen völligen Einsteiger ein Probetraining absolvieren zu lassen. Ich gehe ja auch nicht in ein Schwimmbad, um „Probe zu schwimmen“, wenn ich vorher noch nie schwimmen gewesen bin.
Es sollte klar sein, dass jemand der bereits mehrere Jahre Trainingserfahrung hat anders betreut werden muss als jemand der das allererste Mal im Fitnessstudio ist oder das letzte Mal vor mehr als einem halben Jahr in einem Studio gewesen ist.
Sobald man das geklärt hat und sich zusammengesetzt hat, gilt es dann für einen guten Trainer herauszufinden, was genau das Ziel des Interessenten ist. Die goldene Regel hierbei ist: es kommt KEINER ins Studio, um dir einen Grund zu nennen, nicht zu trainieren. Stelle dir einmal vor, dass du ein Restaurant besuchst. Warum gehst du dort hin? Weil du Hunger hast und etwas essen möchtest (dein Ziel), um satt zu sein und wieder Energie zu haben (dein Nutzen). Du wirst nicht in ein Restaurant gehen, um dich von dem Duft und der Atmosphäre inspirieren zu lassen und im Anschluss wieder heimzufahren und daheim zu essen. Warum sollte es im Fitnessstudio anders sein? Jeder Mensch, der ins Fitnessstudio kommt, hat ein Ziel. Das kann sein, dass er wieder in seine alte Kleidergröße passen will (sein Nutzen) und deshalb abnehmen will (sein Ziel). Aus diesem Grund ist es essenziell, dass ein Trainer das Ziel des Interessenten durch die richtigen Fragen findet, um ihm dann auch eine Lösung präsentieren zu können.
- Was hat der Interessent an Vorerfahrungen?
- Warum möchte er sein Ziel erreichen?
- Wie oft möchte er ins Fitnessstudio kommen?
- Wie lange überlegt er bereits?
- Möchte er alleine oder mit Partner trainieren?
Und der oberste Grundsatz hierbei ist: Vertrauen. Denn diese Fragen werden einem Trainer nur beantwortet, wenn der Interessent Vertrauen zu ihm hat. Dazu ist es notwendig, dass ein guter Trainer empathisch ist und vor allem Kompetenz ausstrahlt. Wie authentisch ist es denn, wenn der Trainer nicht einmal weiß, was ein Reverse Butterfly ist und Ritter-Sport Traube-Nuss für eine gesunde Ernährung empfiehlt, da dort Nüsse und Früchte enthalten sind?
Du siehst also, dass Fragen ein mächtiges Werkzeug sind. Zum Abschluss möchte ich dir noch meine persönlichen Fragen, welche ich mir JEDEN TAG am Morgen und am Abend stelle, mitgeben.
Kennst du Journaling? Vielleicht hast du bereits Bücher wie das 6-Minuten-Tagebuch, Bullet Journal o.ä. ausprobiert. Dabei geht es um nichts anderes als dir selbst bestimmte Fragen zu beantworten. Diese Fragen lenken deinen Fokus in die richtige Richtung. Dadurch wirst du dir bewusst, was deine wichtigsten Aufgaben des Tages sind und was Tolles am Tag passiert ist. Und das braucht nicht mehr als 10 Minuten täglich. Der Effekt ist jedoch mächtig: du priorisierst die Dinge, die wichtig sind, bringst dich in einen guten Zustand und planst deinen Erfolg.
Jeden Morgen stelle ich mir die folgenden Fragen:
- Wofür bin ich heute dankbar? (3 Dinge)
- Was möchte ich dieses Jahr erreichen? Was tu ich dafür?
- Was sind meine heutigen Aufgaben? (nach Priorität)
- Was schiebe ich die ganze Zeit vor mir her und werde ich heute erledigen?
Mit der ersten Frage mache ich mir bewusst, was ich bereits in meinem Leben erreicht habe und wofür ich dankbar bin. Das sind verschiedene Dinge wie meine Gesundheit, bestimmte Menschen in meinem Leben zu haben oder auch einfach in einer schönen, warmen Wohnung zu leben.
Die zweite Frage lässt mich meine Ziele visualisieren. Sie richtet mein Fokus auf die Dinge, die ich in meinem Leben erreichen möchte. Ich glaube an die Kraft der Visualisierung, da dies eine Technik ist, welche beinahe alle erfolgreichen Menschen nutzen. Ebenso habe ich hiermit bisher gute Erfahrungen gemacht. Zusätzlich mache ich mir bewusst, was ich dafür tue und tun werde.
Frage Nr. 3 hilft mir meine wichtigsten (A+-Aufgaben) To-Dos herauszufinden und dementsprechend meinen Tag zu planen.
Und die letzte Frage dient dazu unliebsame Dinge, die man manchmal längere Zeit vor sich herschiebt anzugehen. Bspw. kann das sein einen Arzt-Termin zu vereinbaren, den man schon länger geplant hat oder auch aufzuräumen. An manchen Tagen sind es auch Kleinigkeiten wie ein Paket endlich zur Post zu bringen.
Genauso wie ich mir jeden Morgen bestimmte Fragen stelle, stelle ich mir diese auch am Abend.
- Was lief heute richtig gut?
- Gibt es etwas, was ich heute hätte besser machen können?
- Bin ich in der Zielerreichung?
- Was sind morgen meine 3 wichtigsten Aufgaben?
Die erste Frage richtet den Fokus auf die positiven Dinge des Tages. Es gibt jeden Tag Ereignisse, die gut gelaufen sind. Wir vergessen es oftmals nur, da diese Dinge manchmal vom Negativen überschattet werden.
Bei der zweiten Frage mache ich mir bewusst, was ich hätte anders tun sollen. Ich reflektiere Gespräche, Aufgaben und den Tag. Der erste Schritt zu Verbesserung ist immer Bewusstheit.
Ich frage mich täglich, ob ich in der Zielerreichung bin. Dabei beziehe ich mich auf meine Monatsziele. So stelle ich Abweichungen frühzeitig fest und kann entgegensteuern. Und wenn ich alle Monatsziele erreiche, erreiche ich auch meine Jahresziele…
Und indem ich mir am Abend bewusst mache, was meine wichtigsten Aufgaben am nächsten Tag sind, lege ich den Grundstein für die Erledigung der wichtigsten Dinge. Denn diese Frage triggert dein Unterbewusstsein. Dein Unterbewusstsein beschäftigt sich dann bereits im Schlaf mit der Lösung des Problems. Und auf einmal blickst du am Morgen ganz anders auf eine vermeintlich problematische Aufgabe, da du plötzlich einen Lösungsansatz hast…
Ich hoffe, dass ich dir mit dem heutigen Artikel Einblicke in die Macht der Fragen und meine Gewohnheiten geben konnte. Vielleicht stellst du selbst manche deiner Glaubenssätze künftig in Frage. Denn wie du in anderen Artikel bereits kennengelernt hast, bestimmen deine Glaubenssätze dein Leben. Und es gibt förderliche Glaubenssätze, genauso wie es hinderliche Glaubenssätze gibt…
Und berichte mir gerne von deinen Erfahrungen mit Journaling. Wenn du es bisher nicht getan hast, probiere es doch einmal für eine Woche aus. Du musst ja nicht alle Fragen, die ich mir stelle, beantworten, sondern kannst mit 1-2 Fragen starten. Das dauert keine 2 Minuten, doch hilft dir dabei den Fokus zu setzen. Übrigens wechsle ich meine Fragen auch immer mal durch. Ganz davon abhängig, was ich auch fokussieren möchte.
In diesem Sinne: Feedback gerne in die Kommentare! Und solltest du Hilfe benötigen und ich dein Interesse an einem Coaching geweckt haben, melde dich einfach. Denn manchmal sieht man zwar die Splitter im Auge des Anderen, aber den Balken im eigenen Auge nicht. Dabei kann ein Coach dir helfen…